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Der Straßenbahnhof
Wittenberger Straße befindet sich zwischen der Wittenberger
Straße und Apelstraße im Ortsteil Eutritzsch und wurde
im Jahr 1895 eröffnet. Errichtet hat den neuen Betriebshof die
Leipziger Elektrische Straßenbahn (LESt), als 1896 der
elektrische Fahrbetrieb eingeführt wurde. Neue Abstellanlagen
und Werkstätten mussten her. Im Hauptdepot waren alle
Einrichtungen der LESt beheimatet, bis auf die Stromversorgung.
An der Wittenberger Straße wurde ein Wohn- und
Verwaltungs-gebäude für die Direktion gebaut. Die "Wagenhalle I"
wurde im Jahr 1896 mit 77 Metern Länge und neun Gleisen sowie
einem Werkstattanbau in Betrieb genommen. Die Ausfahrten
erfolgten auf die Wittenberger Straße. Im selben Jahr erfolgte
der Bau der "Wagenhalle Ia" mit 105 Metern Länge und vier
Gleisen, die jedoch bis 1925 keine Seitenwände besaß und für die
Abstellung von Beiwagen diente. Sie war nur mit einer
Schiebebühne verbunden. Weiter ging es 1898, unter anderem mit
einer Werkstatt für Holzräder und die "Wagenhalle II" mit fünf
Gleisen und Ausfahrten zur Apelstraße. In den folgenden Jahren
kamen weitere Ausbauten hinzu. 1909 erhielt die "Wagenhalle Ia
zur Apelstraße ein Ausfahrtsgleis. Der Straßenbahnhof
Wittenberger Straße war für die LESt ihr Hauptdepot, hier
konnten alle Fahrzeug-typen instandgesetzt werden. 1919 wurden
die LESt und GLSt zur Großen Leipziger Straßenbahn und das
Hauptdepot wurde in "Werkstätten II" umbenannt. Die "Werkstätten
I" befanden sich in Lindenau an der Lützner Straße. 1920 wurden
durch den Erweiterungsbau im Straßenbahnhof Eutritzsch
(Delitzscher Straße) keine Linienwagen mehr in der Wittenberger
Straße beheimatet. Die "Wagenhalle II" diente nun für die
Instandhaltung der Transportwagen für die Gleisbauabteilung.
1924 erfolgte dann auch die Instandhaltung der Linienwagen, da
die "Werkstätten I" ausgelastet waren. Zwei Jahre später zog ein
Großteil der Werkstatt-abteilung mit Eröffnung der
Hauptwerkstatt nach Heiterblick um und die Wittenberger Straße
wurde wiedereröffnet. Ehemalige Werkstattgleise wurden für die
Abstellung von Straßenbahnwagen genutzt, die Schiebebühnen
demontiert und Ausfahrten zur Apelstraße und Wittenberger Straße
hergestellt. Aus dem Gebäude der Holzdreherei wurde ein
Verwaltungsgebäude mit Sozialräumen. Der Abschluss der
Umbauarbeiten erfolgte Ende 1928. Im Jahr 1935 kam der Einbau
der ersten Unterflurradsatzschleifmaschine hinzu - 1946 kam eine
zweite daneben. Bei Luftangriffen am 04. Dezember 1943 wurde die
"Wagenhalle I" und wenige Fahrzeuge beschädigt. Im Februar und
April 1945 folgten weitere Luftangriffe und die "Wagenhalle Ia"
und "Wagenhalle II", die ehemalige Holzdreherei und Werkstatt
sowie das Direktionsgebäude wurden komplett zerstört. Im Mai
1945 begann der Wiederaufbau. Die "Wagenhalle I" wurde repariert
und die "Wagenhalle Ia" und "Wagenhalle II" aufgebaut. Die
Verwaltung zog ins neue Verwaltungsgebäude, die Sozialräume
blieben erhalten. Die Werkstatt und das Direktionsgebäude wurden
nicht wiederaufgebaut. Neben der "Wagenhalle II" befand sich ein
Freiabstellanlage mit vier Gleisen, die um ein fünftes Gleis
erweitert wurde. Im Januar 1949 konnte der Betriebshof wieder
komplett mit Werkstatt genutzt werden. Im hinteren Teil der
"Wagenhalle I" erfolgte der Bau einer Werkstatt mit vier Gleisen
für die Instandhaltung der Gothagelenk-züge. In den Jahren 1966
bis 1968 wurde der Betriebshof rekonstruiert - Das Gleisdreieck
Berliner-/Wittenberger Straße zweigleisig ausgebaut, die
"Wagenhalle II" erhielt Arbeitsgruben und eine Waschanlage.
Damit konnten die einrückenden Straßenbahnen zur Instandhaltung
nun mit einem Lauf durch den Betriebshof fahren. Über die
Wendeschleife Bitterfelder Straße war es nun möglich, zu den
Gleisen der "Wagenhalle I" und der ehemaligen "Wagenhalle IIb"
einzurücken. In der Betriebswerkstatt konnten nun auch
Tatrawagen instandgehalten werden. 1980 wurde auf der
vorhandenen Freiabstellanlage eine nunmehrige Anlage mit elf
Gleisen und Ausfahrten zur Apelstraße in Betrieb genommen. Die
"Wagenhalle II", auch Apelhalle genannt, wurde 1992 in eine neue
Betriebs-werkstatt mit drei Gleisen (vorher fünf Gleisen) für
die Instandhaltung der NGT8 umgebaut.
Von 2011 bis 2016 war der
Betriebshof nur noch Außenstelle des Straßenbahnhofs Dölitz.
Nach Eröffnung im Juli 2016, nach den Umbauarbeiten im
Straßenbahnhof Dölitz, wurde am 16. Oktober 2016 die
Wittenberger Straße für Linienwagen geschlossen. Bis August 2017
fanden auf der Freiabstellanlage aus-gemusterte Tatra-wagen ihre
letzte Ruhe, die dort dann schließlich auch verschrotten worden.
2012 wurde die "Wagenhalle I" saniert und die Gleis-abstände
vergrößert, sodass nur noch sieben statt neun Gleise vorhanden
sind. Im Sommer 2017 zog auf der Freiabstell-fläche und in der
"Wagenhalle II" samt dem Verwaltungsgebäude die LVB-Tochter
Leipziger Service-Betriebe (LSB) mit ihren Einsatzfahrzeugen
ein. Dabei wurden die Gruben in der Apelhalle verfüllt.
Und im Mai 2019 eröffnete im Bereich der "Wagenhalle I"
und "Wagenhalle Ia" das neue Straßenbahnmuseum, das
seinen bisherigen Sitz im Betriebshof Möckern hatte.
Die
Bilder sind aus dem Jahr 2007.
Der Straßenbahnhof Wittenberger Straße wird noch für ausgemusterte Fahrzeuge genutzt, bevor sie zum Straßenbahnhof Leutzsch zum Transport oder zur Verschrottung gebracht werden. |