Die "Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung", die vom 24. April bis 19. Oktober 1897 im heutigen Clara-Zetkin-Park stattfand, wurde von 2,3 Millionen Leuten besucht und war bisher die größte Ausstellung, die Sachsen bekommen hat. Auf den Gemar-kungen Leipzig (Ortsteil Zentrum-West) und Schleußig schuf man ein 400.000 m² großes Park- und Ausstellungsgelände mit Prachstraße (König-Albert-Allee, heute Anton-Bruckner-Allee), Teichen und Gebäuden, darunter eine große Maschinenhalle am Pleißeflutbett. Das heißt, dass das Ausstellungsgelände vom Pleißeflutbett (heute Elsterflutbett) getrennt war und man dafür die Hauptbrücke (heute Sachsenbrücke) und eine Fußgängerbrücke errichtete. Doch die Idee, das Leipzig eine Weltausstellung ausrichtet, kam von Leipziger Gastwirten und Hoteliers, und haben dies im Jahr 1893 der Leipziger Handelskammer vorgeschlagen. Die Handelskammer war aber der Meinung, nur eine lokale Ausstellung zu veranstalten, doch auch die Räte der Stadt Leipzig fanden die Idee einer großen Ausstellung gut. Das es dann auch eine thüringische Landesausstellung war, liegt daran, dass die Interessengruppen die Thüringischen Staaten, Anhalt, die Mark Brandenburg, den Reigerungsbezirk Liegnitz und drei fränkische Kreise von Bayern einluden. Als Ausstellungsjahr wurde 1897 gewählt, da es mit keinen anderen Ausstellungen in Konflikt trat und zudem der 400. Jahrestag zur kaiserlichen Verleihung des Messe-privilegs von Kaiser Maximilian I. war. Schließlich begann 1895 der Bau der Ausstellungsanlage mit Verwaltung, Postamt, Polizei-, Feuer- und Sanitätswachen, einem Stromkraftwerk und Güterbahnhof. Zu sehen waren neun Hallen und zehn Pavillons. 3027 Aussteller haben sich beteiligt. Die Schirmherrschaft übernahm König Albert von Sachsen I.

Einer der Aussteller war die Elektrizitäts-AG, vormals Schuckert & Co. und danach Siemens-Schuckert-Werke. Schwerpunkt des Unter-nehmens waren elektrische Kraftverteiler. Das örtliche Kraftwerk sorgte für Strom auf dem gesamten Gelände und für den Betrieb der "Elektrischen Rundbahn".

Direkt am Hauptor der Industrie- und Gewerbeausstellung, an der heutigen Edvard-Grieg-Allee und Karl-Tauchnitz-Straße sowie dem Beginn der Anton-Bruckner-Allee, fuhr die Leipziger Elektrische Straßenbahn vorbei. Um die Besuchermengen aufzunehmen, verlegte sie in der Karl-Tauchnitz-Straße zwischen Beethoven- und Mozartstraße zusätzlich Abstellgleise. Doch die Große Leipziger Straßenbahn hatte zunächst das Nachsehen, um die Fahrgäste zu transportieren. Sie ließ sich befristet genehmigte Gleise in der Karl-Tauchnitz-Straße legen - zweigleisig, eigene Trasse und mit Fahrleitungsmaste in Mittellage - bis zum Bismarck-Denkmal (heute anstelle des Clara-Zetkin-Denk-mals) legen. Damit konnte die GLSt nun auch Ausstellungsbesucher befördern. Die Straßenbahngesellschaft führte damit die ersten Messesonderlinien für Leipzig ein, die vom 18. April bis 19. Oktober 1897 im Einsatz waren. Die Straßenbahnen fuhren im fünf bis zehn Minutentakt.

Für die Ausstellungsbesucher wurde innerhalb des Geländes eine eingleisige Straßenbahnstrecke verlegt. Genannt wurde sie: Elektrische Rundbahn. Ihre Streckenlänge war 2250 Meter lang, besaß die Spurweite von 1458 mm und hatte auch ein Depot hinter der Maschinen-halle auf der Gemarkung Schleußig. Durch das Pleißeflutbett geteilte Gelände mussten auch zwei Holzbrücken gebaut werden. Eingesetzt wurden fünf Triebwagen mit fünf Sommerbeiwagen. Das heißt, dass bei den Beiwagen keine Fenster installiert waren. Lediglich gab es Vorhänge. Vermutlich handelt es sich um den Typ 52 mit Baujahr 1897, der ab 1905 zu einem umwandelbaren Beiwagen in den haus-eigenen Werkstätten umgebaut wurde, damit auch ein Einsatz im Winter möglich war. Hersteller war Gottfried Lindner in Ammendorf. Im Oktober 1954 fuhr der Wagentyp letztmalig als Personalwagen. Museal erhalten ist vom Typ 52 der Beiwagen 751, der vor der Restau-rierung ein Güterbeiwagen (Nummer 5662) war. Bei den Triebwagen handelt es sich um den Typ 11 als Vierfenstriger Breslauer Motor-wagen für die Große Leipziger Straßenbahn. Insgesamt wurden 80 Fahrzeuge bestellt, wovon jeweils 40 die Breslauer AG für Eisenbahn-Wagenbau und Hamburger Waggonfabrik Falkenried herstellte. Die ersten fünf Neufahrzeuge wurden zuerst bei der "Elektrischen Rund-bahn" eingesetzt, trugen die Nummern 1 bis 5 und wurden später in die Nummernfolge 386 bis 390 eingereiht. Ihre Einsatzzeit war vom 10. Mai bis 18. Oktober 1897 mit 552.000 Besuchern. Eine Fahrt kostete 10 Pfennige und dauerte 20 Minuten oder man stieg unterwegs an eine der acht Haltestellen aus, die im Zweieinhalb-Minuten-Takt bedient wurden. Nachdem die Ausstellung einen Tag später schloss, wurden auch die Gleisanlagen und jene in der Karl-Tauchnitz-Straße wieder zurückgebaut.

Als die Ausstellung vorbei war, wurden fast alle Gebäude zurückgebaut bzw. abgebrochen. Teilweise wurden die Gebäude abgebaut und an anderer Stelle wiederaufgebaut. Die Strukturen der Parkanlage und die Sachsenbrücke blieben erhalten, wurde bereits im Vorfeld festgelegt, das nach der Ausstellung das Gelände zu einem öffentlichen Park umgestaltet wird. Im Jahr 1898 wurde dann der König-Albert-Park eröffnet, der 1955 mit dem Johannapark, Scheibenholzpark und Palmengarten zum "Zentralen Kulturpark Clara Zetkin" vereint wurde.

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